Bereits im Jahr 1700 besaß die Stadt Naumburg ihr gehörende Sänften (Portechaisen), welche zum Transport
der Bürger und Reisenden eingesetzt wurden. Sie befanden sich am Herrentor und wurden durch Stadtsoldaten des
Herrentores getragen.
Aufgrund der steigenden Zahl an Bürgern reichte diese Transportform im 19. Jahrhundert nicht mehr aus alle Personen zu
befördern, so daß ab 1815 von Pferden gezogene Kutschen eingesetzt wurden. Fahrgäste mußten wegen
fehlender Standplätze durch Handzeichen oder Zurufen auf sich aufmerksam machen, um mit dem Kutschen reisen zu
können.
Durch den Anschluß der Stadt Naumburg an das Thüringer Eisenbahnnetz (ab 1846) erfuhr der Verkehr erneut einen
gewaltigen Aufschwung. Nunmehr war es erforderlich den Verkehr in geordnete Bahnen zu lenken. Dies geschah durch den
Erlaß einer Polizeiverordnung, die eine Konzessionspflicht für Droschken und Mietkutschen vorsah.
Gleichzeitig wurden feste Haltestellen und einheitliche Fahrpreise festgelegt.
Durch die schlechten Straßenverhältnisse zur damaligen Zeit kamen Überlegungen auf, eine komfortablere
Pferdebahn zu bauen. Die Strecke sollte vom Bahnhof über den Salzberg auf den Marktplatz führen. Jedoch erwies
sich das Vorhaben für die Stadt Naumburg als nicht finanzierbar. Im Jahr 1885 griff man die Pläne erneut auf,
wobei die Strecke diesmal vom Bahnhof über den Georgenberg, Steinweg und Markt bis zum Jakobstor führen sollte.
Auch dieses Projekt scheiterte an der mangelnden Finanzierbarkeit des Vorhabens.
Im Jahr 1889 schlug Ingenieur von Kreyfeld dem Rat der Stadt ein neues Projekt bezüglich eines Nahverkehrsmittels
vor. Bei diesem handelte es sich um eine Dampfstraßenbahn, welche vom Bahnhof über den Georgenberg, den
Jägerplatz, die Poststraße, dem Lindenring und der Herrenstraße zum Markt führen sollte. Die Strecke
sollte anschließend weiter durch die Jakobsstraße, den Wenzelsring bis nach Altenburg (Almrich) führen.
Am 07. Oktober 1891 erhielt Kreyfeld die Konzession zum Betreiben der Dampfstraßenbahn. Diese mußte er aufgrund
fehlender finanzieller Möglichkeiten an die Charlottenburger Firma Heyl verkaufen.
Nachdem die Konzession nicht von der Firma Heyl genutzt wurde, wurde sie der Stadt Naumburg zum Kauf angeboten. Diese
mußte allerdings wieder aus finanziellen Gründen ablehnen.
Durch den damaligen Bürgermeister Kratz wurde daraufhin ein Bürgerkomitee ins Leben gerufen, welches zum Ziel
hatte eine Aktiengesellschaft zu gründen, die anschließend die Betriebsführung der Naumburger
Straßenbahn übernehmen sollte. Bereits rund einen Monat nach Beginn der Verhandlungen bezüglich des
Gesellschaftsvertrages wurde am 18. Juni 1892 bereits die Naumburger Straßenbahn Aktiengesellschaft mit einem
Stammkapital von 120.00 Reichsmark gegründet. Die Konzession der Firma Heyl ging durch Kauf am 25. Juni 1892 auf die
AG über.
Der Gesellschaftervertrag sah unter anderem vor, daß die Bahnen eine Spurweite von 1000 mm aufweisen mußten.
Ferner sollten die Bahnen zwischen 06:00 und 23:00 Uhr (Winter 07:00 bis 22:00 Uhr)alle 15 Minuten verkehren.
Neun Tage nach Erwerb der Konzession von der Firma Heyl begannen am Bahnhof die Gleisbauarbeiten für die
Straßenbahnstrecke. Rund einen Monat später (02. August 1892) wurden die letzten Schienen am Wenzelstor verlegt.
Als Triebwagen dienten drei Loks der Firma Krauss aus München (zweiachsige Kastenloks). Sie erhielten die Namen
Naumburg, Saale und Unstrut. Die vier Personenbeiwagen stammten ebenso wie die zwei Gebäckloren von der Firma Lindner
aus Ammendorf. Die Wagen verfügten jeweils über 12 Sitz- und Stehplätze.
Die feierliche Eröffnung der Naumburger Straßenbahn erfolgte nach nur 74 Tagen Bauzeit am 15. September 1892.
Durch den Einsatz der “Wilden Zicke” wie die Bahn alsbald bei den Naumburgern genannt wurde, kam es wie in anderen
Städten auch zu einen rapidem Rückgang der Droschkenkutscher. Drei Jahre nach Fertigstellung der
Dampfstraßenbahn wurden schon 170.000 Fahrgäste befördert.
Um 1900 kam es aufgrund eines zu schwach gewählten Oberbaues des Gleiskörpers zu Schäden, die die Strecke
sanierungsbedürftigt werden ließen. Das Projekt der Naumburger Straßenbahn AG scheiterte allerdings wieder
am fehlenden Geld, so daß der damalige Bürgermeister Kraatz die Initiative ergriff, um die Straßenbahn zu
retten. Am 01. Oktober 1900 ging die Naumburger Straßenbahn in den Besitz der Stadt über.
Nachdem auch die technische Bauaufsicht die Mängel aufzeigte und eine schnelle Behebung forderte, begann man ein neues
Konzept für die Bahn zu erarbeiten. Sechs Jahre später, im Oktober 1906, wurde das nun finanziell abgesicherte
Konzept der Öffentlichkeit vorgestellt. Jedoch wurde das geplante Konzept, nämlich die Erweiterung nach Altenburg
(Almrich) und der Bau eines neuen Straßenbahndepots auf Eis gelegt. Übrig blieben die Reparatur der Gleisanlagen,
sowie die Errichtung der erforderlichen Anlagen für den elektrischen Betrieb (Masten, Oberleitungen, Trafostadion und
Umformer).
Nach 14 Jahren und 40 Tagen fuhr am 25. Oktober 1906 in Naumburg die letzte mit Dampf betriebene Straßenbahn.
Anschließend ging man daran die Gleisanlagen zu erneuern und die elektrischen Anlagen zu errichten. Ferner wurde
zwischen Wenzelstor und Salztor ein weiteres Stück Strecke neu gebaut.
Anfang Dezember 1906 (05. Dezember) bekam die Stadt als Betreiber der Bahn die neue Konzession. Drei Tage später
trafen die neuen Fahrzeuge, sechs Triebwagen und vier Beiwagen, in Naumburg ein.
Nach ersten Probefahrten (Mitte Dezember) startete der reguläre Fahrbetrieb, der nunmehr elektrisch betriebenen
Straßenbahn am 02. Januar 1907. Gleichzeitig wurde die Fahrzeit um 90 Minuten am Abend auf 00:30 Uhr verlängert.
Die Strecke wurde im Zweirichtungsverkehr alle 20 Minuten bedient, wobei ein Tarif von 10 Pfennig zu entrichten war.
Ein Jahr nach der Umstellung auf den elektrischen Betrieb begannen die Diskussionen zur Erweiterung der
Straßenbahnstrecke. Schlußendlich entschied man sich dazu, die Bahnen zunächst bis zur Michalisstraße
fahren zu lassen. Im Jahre 1909 (31. August) wurde die neue Streckenführung genehmigt. Nach Abschluß der
Bauarbeiten wurde die Strecke am 14. Mai 1910 eröffnet.
In der Folge kamen wiederholt Stimmen auf, die einen Ringschluß der Bahn forderten, so daß sich der Magistrat
damit erneut befassen mußte. Nach langer Diskussion beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Ringschluß
über Moritzplatz, Freyburger Straße und Markgrafenweg zum Bahnhof. 1913 erheilt man dafür die Konzession und
begann sodann mit den Bauarbeiten an der Strecke. Diese konnten am 08. April 1914 abgeschlossen werden. Bereits am ersten
Osterfeiertag wurde der Zweirichtungsverkehr auf dem Ring aufgenommen.
Der nunmehr 4,8 Kilometer (mit Depot, Ausweichen 5,3 km) lange eingleisige Ring (Ausweichstellen am Bahnhof,
Jägerplatz, Markt, Salztor und am Moritzplatz) wurde mit sechs Triebwagen im Zweirichtungsverkehr betrieben. Dies
führte beim Ausfall eines Triebwagens zu Störungen des Fahrplanes, so daß man sich entschloß drei
weitere Triebwagen in Werdau zu kaufen.
Zwanzig Jahre nach der Jungfernfahrt im Jahre 1892 beförderte die Naumburger Straßenbahn bereits 820.000
Fahrgäste pro Jahr.
Durch die finanzielle Lage der Stadt und den Folgen des Ersten Weltkrieges wurden die Bahnanlagen und der vorhandene
Fahrzeugpark heruntergewirtschaftet. Nur dem Geschick und des Improvisionstalents des Werkstattpersonals ist es zu
verdanken, daß das Fortbestehen der Straßenbahn in Naumburg gesichert werden konnte.
Dennoch ruhte in dieser Zeit immer wieder der Straßenbahnverkehr in Naumburg. So ruhte ab 30. November 1923 bis zur
Einführung der Rentenmark der Verkehr gänzlich. Ein wenig Hoffnung in der mißliche Lage brachte der Erwerb
eines neuen Triebwagens im Jahr 1927 sowie die Erneuerung von Teilen der verschlissenen Gleisanlagen.
Zu Beginn der dreißiger Jahren verschlechterte sich die Situation aufgrund der Weltwirtschaftskrise und der damit
einhergehenden hohen Arbeitslosigkeit (Rückgang der Fahrgastzahlen) immer mehr, so daß damit gerechnet werden
mußte, daß der Betrieb der Straßenbahn zu Beginn der vierziger Jahre eingestellt werden muß.
Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 01. September 1939 wurde die Straßenbahn unverzichtbar. Sie
beförderte nun neben den Fahrgästen auch Postsäcke und andere Sachen. Dies erfolgte allerdings nunmehr nur
noch in einer Richtung (gegen den Uhrzeigersinn).
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurden durch einen angloamerikanischen Bombenangriff am 12. April 1945 einige
Streckenabschnitte erheblich beschädigt. Des weiteren wurde ein Triebwagen der Naumburger Straßenbahn komplett
zerstört.
Vier Monate nach der Kapitulation von Deutschland und den Reparaturen an den Fahrzeugen und Gleisanlagen begann die
Straßenbahn am 12. September 1945 wieder den Betrieb aufzunehmen. Allerdings geschah dies nur im Einrichtungsbetrieb
gegen den Uhrzeigersinn.
Mitte der fünfziger Jahre begann man die technischen Gegebenheiten zu verbessern. So errichtete man 1955 eine neue
Gleichrichterstation. 1956 erfolgte die Modernisierung der Werkstatt und ein Jahr später begann man die Strecke zu
sanieren. Dabei wurden die verschlissenen Weichen aufgearbeitet und neue Wartehäuschen vom Typ Berlin aufgestellt.
Gleichzeitig erfolgte die Aufstockung des Fahrzeugparks durch das Eintreffen von acht umgespurten Triebwagen aus Leipzig
und zwei Beiwagen aus Halle.
Aufgrund des nunmehr vorhandenen technischen Standards konnte man ab dem Winterfahrplan 1957 den Ring wieder in beide
Richtungen befahren.
Um die finanzielle Situation ein wenig zu entspannen, entschloß man sich ab Oktober 1962 die Schaffner durch in den
Wagen angebrachte Zahlboxen zu ersetzen.
1967 erfolgte die Verlegung der Ausweichstelle Salztor aus dem Straßenbereich heraus in Richtung Promenade, um den
angestiegenen Fahrzeugverkehr nicht all zu sehr zu behindern.
Wie schon am Ende der dreißiger Jahre kam es gegen Ende der sechziger Jahre zu technischen Schwierigkeiten. Die Mitte der fünfziger Jahre aus Leipzig gekommenen
Triebwagen waren zwar aufgearbeitet wurden, stammten aber aus dem Jahr 1913 und erwiesen sich als nicht mehr wirtschaftlich. Sie wurden 1972 nach und nach ausgemustert.
Dies führte dazu, daß man plante die Naumburger Straßenbahn endgültig stillzulegen. Man entschied sich jedoch anders und holte insgesamt neun Triebwagen
(Baujahr 1927) aus Halle nach Naumburg.
Durch die Erdölkrise im Jahre 1973 kam es zu einem Umdenken in Bezug auf den Nahverkehr. Der Naumburger Stadtrat bekannte sich zu seiner Straßenbahn und man
erarbeitete bis zum Jahre 1976 einen Generalverkehrsplan für Naumburg. Dieser sah vor, daß die Straßenbahn als Massenverkehrsmittel erhalten bleiben und durch
Zubringerbusse ergänzt werden sollte. Ferner sollte das Streckennetz durch Streckenäste erweitert werden. Der erste sollte vom Theaterplatz über die
Weißenfelser Straße, dem Neuen Friedhof bis in die Weichau führen. Der zweite Ast war ab Jägerplatz über die Raschstraße, Siedlungstraße bis
zum Krankenhaus in der Humboldtstraße und der dritte ab der Weimarer Straße durch die Seminarstraße (Karl Marx Straße) bis zur Kloppstock Straße (Clara
Zetkin Straße) geplant. Verwirklicht wurden diese gewagten Pläne nie, sondern von ihnen ist nur eine einzige Zeitungsmeldung aus dem Jahre 1974 übrig geblieben.
Einen Rückschlag erlitt die Naumburger Straßenbahn durch die Umwandlung der Herrenstraße (Klement Gottwald Straße), des Marktes (Wilhelm Pieck Platz)
sowie der Jakobsstraße in eine Fußgängerzone. Dadurch war es nicht mehr möglich, daß die Straßenbahnen diese Abschnitte passieren konnten. Somit
fand am 12. April 1976 die vorerst letzte Fahrt auf dem als Ring angelegten Streckennetz statt. Die Bahnen verkehrten nunmehr nur noch zwischen dem Theaterplatz und der anderen
Endhaltestelle am Lindenring.
Auch die nächsten Jahre sahen für die Naumburger Straßenbahn nicht rosig aus. So kam es, aufgrund des desolaten Zustandes der Gleisanlagen und der Fahrzeuge, die
aus den zwanziger Jahren stammten, immer wieder zu Störungen des Fahrbetriebes. Obwohl der Fahrzeugpark nach und nach durch neue Triebwagen aus Halle ergänzt wurde,
kam es durch den schlechten Zustand des Gleiskörpers zum Verkehrsinfarkt. Zwischen dem 15. August und 09. September 1979 mußte der Betrieb gänzlich eingestellt
werden. Während der Zeit der Stillegung wurden zahlreiche dringend erforderliche Gleisarbeiten durchgeführt.
Eine weitere Entspannung zeichnete sich ab 1980 ab, als die veralteten Bahnen durch gebrauchte Fahrzeuge aus Gera, Halle, Nordhausen und Plauen ersetzt wurden.
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Dadurch, daß man der restlichen Teilstrecke nur geringe Chancen auf einen Weiterbetrieb einräumte, griff man auf eine alte Idee zurück und begann den Ring wieder zu
schließen. Hierzu wurde ab Juni 1981 ein rund 550 Meter langes Streckenstück zwischen Stephansplatz und Theaterplatz neu errichtet. Der Streckenabschnitt wurde am
30. Dezember 1981 dem Verkehr übergeben, so daß bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres der Fahrbetrieb auf dem Ring wieder aufgenommen werden konnte. Dies
geschah allerdings in den ersten beiden Monaten nur in einer Richtung (gegen den Uhrzeigersinn).
Gleichzeitig wechselte die Straßenbahn den Eigentümer und wurde in das Verkehrskombinat Halle als Betriebsteil Naumburg des VEB Kraftverkehr Zeitz eingegliedert. Ab
März 1982 wurde wieder der ursprüngliche Zweirichtungsverkehr aufgenommen, wobei die Fahrzeuge werktags zwischen 04:00 und 23:00 Uhr alle 10 (15) Minuten fuhren.
Im Herbst des gleichen Jahres erfolgte vor dem Depot am Stephansplatz der Bau eines Wendedreiecks, um den Einrichtungswagen gegebenenfalls ein Wenden zu ermöglichen.
Mitte September 1982 wurde in Naumburg der 90. Geburtstag der Naumburger Straßenbahn gefeiert. Dazu wurde für zwei Tage der stillgelegte Abschnitt zwischen
Gartenstraße und Lindenring durch einen hergerichteten Traditionswagen befahren.
In den folgenden Jahren verschlimmerte sich die Situation der Naumburger Straßenbahn immer mehr. So kam es durch die jahrelange Vernachlässigung der Betriebstechnik zu
einer längeren Betriebseinstellung. Der letzte Zug der Straßenbahn in Naumburg fuhr am 29. Januar 1986. Als Ersatz wurden Busse im Schienenersatzverkehr eingesetzt und
zahlreiche Einwohner fanden sich damit ab, daß man die Straßenbahn nicht mehr in Betrieb sehen werde.
Jedoch kam es anders, nach der Instandsetzung des Bahnstromunterwerkes, der Gleisanlagen, der Modernisierung der Wagenhalle und der Werkstatt sowie des Fahrzeugparks wurde
der Betrieb nach 18 Monaten am 24. Juni 1987 wieder aufgenommen. Dies geschah allerdings nur in einer Richtung und zwar gegen den Uhrzeigersinn. Der Fahrtakt der Straßenbahn
betrug 10 Minuten.
Ab Juli 1987 wurde in den Bahnen die Zahlbox durch ein Entwertersystem ersetzt. Nach dem Eintreffen vom zwei Beiwagen aus Halberstadt und Plauen, im Dezember des Jahres, wurde
erneut der Beiwagenbetrieb in Naumburg aufgenommen. Bereits im November (am 20.) wurde die Fahrtrichtung der Naumburger Straßenbahn umgekehrt, so daß fortan die
Bahnen im Uhrzeigersinn fuhren.
Nach der friedlichen Revolution spitzte sich die Lage der Straßenbahn aufgrund der technischen Vernachlässigung der letzten Jahre weiter zu. So standen im Jahr 1991
nur noch drei Triebwagen als Einsatzfahrzeuge zur Verfügung. Die Misere verschlimmerte sich bereits zur Zeit der Währungsunion Anfang Juli 1990 erheblich, als es dem
Träger der Bahn, der Kraftverkehr Zeitz GmbH, schwer fiel allein nur die Betriebskosten durch die Bewirtschaftung der Straßenbahn einzufahren.
Dies führte dazu, daß sich der Stadtrat der Stadt Naumburg im März 1991 entschied, die Trägerschaft der Naumburger Straßenbahn an sich zu ziehen.
Bereits im Januar 1990 gründete sich eine Initiativgruppe zur Erhaltung der Naumburger Straßenbahn. Am 18. März stellte sie den Antrag die gesamten
Straßenbahnanlagen unter Denkmalschutz zu stellen. Der Antrag wurde jedoch von einer übergeordneten Stelle in Halle abgelehnt.
Um die Arbeiten besser zu organisieren, wurde am 18. Juni 1991 der Verein Naumburger Verkehrsfreunde e.V. gegründet.
Das vorzeitige Ende zeichnete sich jedoch ab, als der Betrieb der Naumburger Straßenbahn im Laufe des Jahres 1992 eingestellt wurde. Des weiteren verschwanden Teile des
Gleiskörpers am Salztor und in der Weimarer Straße unter einer zentimeterdicken Bitumenschicht. Gleiches geschah ein Jahr später auf dem Abschnitt Vogelwiese,
Wenzelstor.
Einen Lichtblick gab es nochmals Mitte März des Jahres, als das hundertjährige Bestehen der Straßenbahn in Naumburg, durch die Stadt und den Verein sowie
zahlreichen Gästen, gefeiert wurde.
Um den Betrieb der Straßenbahn wieder zu ermöglichen, mußte eine Betreibergesellschaft gegründet werden. Dies geschah durch die Gründung der
Naumburger Straßenbahn GmbH. Diese betreibt nunmehr im Auftrag der Stadt die Straßenbahn in Naumburg.
In den folgenden Jahren erfolgten zahlreiche Fahrten als Touristenbahn, wobei dies durch die nach wie vor maroden Gleisanlagen nur auf einem Teilstück zwischen Theaterplatz
und Jägerplatz geschehen kann.
Einen Hoffnungsschimmer in Bezug auf die Modernisierung gab es, als im Jahr 1992 im Zuge des Straßenneubaues in der Bahnhofsstraße der Gleiskörper komplett
erneuert werden konnte.
In Folge des Umbaues des Theaterplatzes und des anschließenden Straßenstückes zur Vogelwiese, werden die Gleise mit einer Bitumenschicht überzogen, so
daß ein Befahren dieses Abschnittes nicht mehr möglich ist, obwohl Wochen zuvor die Oberleitung in dem genannten Abschnitt erneuert wurde, welches durch den
Abriss von Häusern auf der Gegenseite notwendig geworden war.
Ende Mai schlossen die Stadt, vertreten durch den Oberbürgermeister Becker, und die Naumburger Straßenbahn GmbH einen Vertrag der garantiert, daß die Strecke
zwischen Bahnhof und Salztor erhalten bleibt.
Im Laufe des Jahres kristallisierte sich heraus, daß der Bahnhofsvorplatz umgestaltet werden soll und dadurch für die Naumburger Straßenbahn kein Platz mehr
vorhanden ist. Die Endhaltestelle soll deshalb um rund 150 Meter in die Bahnhofsstraße verlegt werden. Gleichzeitig erfolgt die Erneuerung der restlichen Bahnhofsstraße
inklusive des vorhandenen Gleiskörpers.
Auch 2001 zeigte sich für die Naumburger Straßenbahn von seiner freundlichen Seite. So begannen am 10. September gleich zwei Baumaßnahmen in deren Folge auch
zwei Streckenabschnitte der Straßenbahn neue Gleisanlagen erhalten. In der Jäger- und Bergstraße werden die Gleisanlagen aus dem Straßenkörper
herausgenommen und erhalten am rechten Straßenrand (in Richtung Stadt gesehen) einen separaten Bereich. Bei der zweiten Baumaßnahme handelt es sich um eine
Neuverlegung des Gleiskörpers zwischen Theaterplatz bis zum Wenzelstor. Der Abschnitt am Jakobsring (Vogelwiese) wurde Ende Februar 2002 für den Verkehr freigegeben.
Die Bauarbeiten in der Jäger- und Bergstraße sind noch nicht endgültig abgeschlossen. Zur Zeit fehlen noch die Oberleitungen (sogar bis zum Bahnhof) und der
Anschluß am Jägerplatz an das alte Gleis.
Dadurch, daß in Jena die alten Fahrzeuge durch moderne Niederflurwagen ersetzt werden, können die alten nicht mehr benötigten Bahnen nach Naumburg abgegeben
werden. Hierzu wurden in den letzten Monaten (November 2002, Januar und Februar 2003) drei Triebwagen und ein Beiwagen nach Naumburg per Tieflader überführt.
Geplant ist, bis auf die fünf Triebwagen vom Typ Gotha ET 57 und drei Beiwagen, alle anderen Bahnen und Wagen, aufgrund der besseren Konzentration auf einen Wagentyp,
abzugeben. (Ausnahme: Triebwagen Lindner Nr. 17).
Im Zuge der Sanierung des Flüßchens Mausa war es erforderlich die Gleisanlagen in der Roßbacher Straße zu demontieren.
Ob diese nach Abschluß der Arbeiten wieder aufgebaut werden steht nicht fest, da dieser Abschnitt nicht zu dem Gleisabschnitt gehört welcher erhalten werden soll.
Am 01. Juli erfolgte der Rücktransport von Triebwagen KT4D 405 nach Erfurt. Der Zweirichtungswagen hielt sich zu Testzwecken rund ein Jahr in Naumburg auf.
Durch einen bei einem Gewittersturm abgebrochenen Kastanienast wurde am 21. Juli die Oberleitung im Bereich des Marienrings beschädigt. Des weiteren wurde ein Strommast
erheblich verbogen.
Am 20. September hatte der Naumburger Straßenbahnverein zum 111. Geburtstag der Naumburger Straßenbahn ins Depot und an die Strecke eingeladen. Die zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland erlebten unter anderem einen Fahrzeugkorso aller betriebsbereiten Fahrzeuge. Neben der obligatorischen Geburtstagsparty konnte man auch Post mittels einer Handdraisine befördern lassen.
Fast abgeschlossen sind die Arbeiten am Abschnitt der Trasse in der Raschstraße. Die Arbeiten beinhalteten den Anschluß des alten Abschnittes zwischen Vogelwiese und Jägerplatz an den erneuerten Teil, welcher nunmehr bis zum Bahnhof befahrbar sein wird. die erste Fahrt ist für den 24. April vorgesehen.
Für ihr Engagement bezüglich des Erhaltes der Naumburger Straßenbahn worden die Mitglieder des
Nahverkehrsvereins Naumburg-Jena mit dem Wenzelspreis 2005 geehrt. Die untotierte Auszeichnung wird alljährlich von der
Mitteldeutschen Zeitung und dem Naumburger Tageblatt für überdurchschnittliche ehrenamtliche Tätigkeit
vergeben.
Der Preis wurde am 29. April im Rahmen einer Feier des Zeitungsverlages den Mitgliedern übergeben.
13.200
Fahrgäste nutzen in diesen Jahr die Naumburger Straßenbahn. Dies stellt eine Steigerung um rund 5.000 Nutzer
gegenüber dem Vorjahr dar.
Nachdem seit Jahren nur zu bestimmten Feierlichkeiten die Bahnen auf den Gleisen rollten, bestand in diesen Jahr erstmals
wieder von April bis Ende Oktober die Möglichkeit an jedem Wochenende die Naumburger Straßenbahn zwischen
Hauptbahnhof und Vogelwiese zu nutzen.
Im Rahmen des Stadtumbauprojekts Urban 21 wurden im Herbst die Gleisanlagen der Naumburger Straßenbahn in der
Poststraße zwischen Blumen- und Gartenstraße erneuert.
Um die für 2007 geplanten täglichen Fahrten (April bis Ende Oktober) durchführen zu können sucht die
Naumburger Straßenbahn noch Sponsoren. Diese können im Rahmen einer Patenschaft die Kosten einer Fahrt
übernehmen, wobei dies neun Euro kosten wird. Sowohl die Dauer als auch die Anzahl der Patenschaft können durch
den Spender festgelegt werden.
Nach über 15 Jahren besteht seit 30. März wieder die Möglichkeit täglich im 30 Minutentakt mit der Naumburger
Straßenbahn zwischen Hauptbahnhof und Vogelwiese zu fahren. An der feierlichen Erstfahrt zur Wiedereinführung des
Linienbetriebes namen neben dem Minister für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt Dr. Karl Heinz Daehre, der
Geschäftsführer der Naumburger Touristenbahn Andreas Plehn, der amtierender Oberbürgermeister Bernward Küper, Landrat
Harri Reiche sowie zahlreiche Fahrgäste teil.
Überrascht wurde kurz vor dem 115. Geburtstag der Naumburger Straßenbahn deren Geschäftsführer Andreas
Pleyn (13. September). Nachdem er mittels Hubschrauber von der Vogelswiese nach Leipzig in ein Fernsehstudio gebracht wurde,
erhielt der Puhdysfan, für sein Engagement zum Erhalt der Naumburger Straßenbahn, vom Frontmann der Puhdys eine
Gitarre geschenkt.
Bis Ende Oktober beförderte die Naumburger Straßenbahn mehr als 50.000 Fahrgäste.
Nachdem zwei Triebwagen der Straßenbahn wegen notwendiger Reparaturen ausfielen und ein weiterer aufgrund eines
Unfalls mit einem Pkw nicht mehr einsetzbar war, mußte für die Aufrechterhaltung des täglichen Fahrbetriebs
kurzfristig eine Ersatzlösung gefunden werden. So kam es das Mitte Dezember ein Gotha-Wagen aus Jena nach Naumburg
gebracht wurde, der hier sodann als Einsatzfahrzeug eingesetzt wurde.
Nachdem die Fassade des Depots neu verputzt wurde und neue Regenwasserableitungen erhalten hatte, können die Gleise drei und vier des Depots nun als
Freiabstellfläche genutzt werden. Zugleich erhielten die Gleise neue Tore.
Nach einem Jahr Probebetrieb haben bereits 75.000 Fahrgäste die Naumburger Straßenbahn genutzt.
Nach gut neun Monaten Aufarbeitung in den Magdeburger Verkehrsbetrieben kam Triebwagen 37 per Tieflader wieder in Naumburg an. Die Aufarbeitung und die
Restaurierung auf den Betriebsstand von 1966 wurde durch die Volks- und Raiffeisenbank sowie das Land Sachsen-Anhalt finanziert.
Am 17. September wurde der 111.111 Fahrgast seit Wiederaufnahme des regelmäßen Fahrbetriebes am 30. März 2007 begrüßt.
Ende des Jahres begannen am Theaterplatz umfassende Umgestaltungsarbeiten in dessen Zuge auch der Einstiegsbereich der Straßenbahn neu gestaltet
wurde. Nachdem die alten Gleisanlagen entfernt wurden, erfolgte nach Einbau des Unterbaus die Installation zweier Weichen, wobei der Ausweichbereich
verlängert wurde, und im Anschluss daran die Wiederherstellung des Oberbaus einschließlich der Oberleitung. Mit dem vorläufigen Abschluss
der Arbeiten Mitte Dezember kann die Straßenbahn wieder bis zur Vogelwiese fahren. Die Neugestaltung des restlichen Einstiegsbereiches erfolgt ab
Juni 2009.
Die ausgebauten Gleise wurden nicht entsorgt, sondern fanden Verwendung bei Gleis drei im Depot und ersetzten dort die völlig verschlissenen Gleise.
Zugleich erhielten die Gleise drei und vier eine neue Oberleitung.
Triebwagen Nummer 29 verließ am 14. April das Depot in Naumburg und wurde per Tieflader nach Gera verbracht. Hier wird der Arbeitswagen einer
Aufarbeitung unterzogen, wobei nach Abschluss der Arbeiten mit Nummer 29 wieder Fahrgäste befördert werden sollen. Die Arbeiten werden bis Mitte
2010 andauern.
Ende Mai wurden die Arbeiten zur Umgestaltungen des Theaterplatzes wieder aufgenommen. Da im Zuge dieser Arbeiten auch der Bahnsteig neu gestaltet wird,
kann es zu Behinderungen des Straßenbahnverkehres kommen.